Dies ist eine alte Version des Dokuments!


~~META:keywords=Mein Erlöser lebt, Gospel-Forum, Tobias Müller,Peter Wenz, BGG Film,Biblische Glaubens-Gemeinde Stuttgart, BGG, Gefahr für Christen, Sekte, Geistlicher Missbrauch, Machtmissbrauch~~

Mein Erlöser lebt - Ein Film über Gospel-Forum / BGG Stuttgart

Am 13. Oktober lief um 23:15 Uhr im SWR der Film „Mein Erlöser lebt“ von Tobias Müller.

Der Film hatte am 9. Oktober Premiere im Cinema, Stuttgart.

Der ursprüngliche Titel war „Die neuen Kreuzritter“. Die erste Ankündigung bei cleansed.de datierte auf den 20. August 2008.

Damals folgte sehr bald eine Protestnote von Peter Wenz an uns wegen dieser Ankündigung, die aber ohnehin frei im Internet auf der Site von Filmtank zu lesen war. Das war schon mal ein richtiger Manipulations- und Einschüchterungsversuch von Herrn Wenz. Der Filmemacher rief bei mir an, und richtete mir aus, dass Herr Wenz mit dem Link zum Filmprojekt auf cleansed.de nicht einverstanden sei. Ich sagte, dass es o.k. sei, und ich keinen Anlaß sähe, irgendwas zu ändern. Mit keinem Wort versuchte Herr Müller mich irgendwie zu etwas zu drängen, sondern akzeptierte in freundlicher Art und Weise. Allerdings verzichten wir bei cleansed.de auf weitere Berichterstattung bis zur Premiere, um das Projekt nicht zu gefährden.

Beim SWR-Ankündigungstext äußerte sich Tobias Müller zur Filmentstehung:


„Alles andere als ein einfaches Unterfangen, denn mir wurde von oberster Instanz deutlich gemacht, dass ein Film nur mit der »richtigen Geisteshaltung« entstehen könne. Trotzdem ist mir ein spannender Einblick hinter die dicken Mauern dieser Parallelgesellschaft gelungen.“


Ich vermute, dass Tobias Müller mit „oberster Instanz“ in diesem Fall nicht Gott gemeint hat …

In dieser Filmbesprechung möchte ich nach und nach einige Ausschnitte und Aussagen aus dem Film untersuchen im Hinblick auf ihre mögliche Relevanz zum Thema Geistlicher Missbrauch. Insofern ist es natürlich keine reine Rezension, sondern der Film stellt authentisches Material über die BGG bereit. Das ist Zeugnis und Beweis, anhand dessen frühere Aussagen und bekannt gewordene Auffälligkeiten über diese Stuttgarter Gruppierung geprüft werden können.

Der Film ist mit interessanten atmosphärischen Natur- und Stadtaufnahmen von Stuttgart versehen, was ich sehr ansprechend fand. Die Kameraperspektiven haben mir auch gefallen, nicht selten waren sie wie aus einer Stuhlreihe heraus gefilmt.

Über 100 Std. Material flossen in die 88 Filmminuten ein. Der Film verzichtet auf einen Kommentarton. Nicht einmal die Fragen des Interviewers waren hörbar.

So kommt der Film ruhig und gut gegliedert herüber. Es fällt nicht schwer, die Inhalte den Bildern und Worten zu entnehmen. Drei Mitglieder der BGG wurden über Monate hinweg filmisch begleitet: Michael, Martina und Rosi. Sie erzählen und sind abwechselnd zu sehen. Darüber hinaus kommt der Leiter Peter Wenz einige Male zu Wort. Der Film beginnt und endet mit Eindrücken aus dem Olympiastadion Berlin, vermutlich von der Veranstaltung „Calling all nations“ vom Sommer 2006.

Martina

In der ca. 59. Minute leitet Martina eine Kursveranstellung in einem Klassenraum.

Lobpreismusik. Gesang. An einem der vorderen Tische sitzt eine junge Frau mit rotem Pulli. Sie schaut etwas unruhig. Martina kommt nach der Musik zu ihr. Gemeinsam besprechen sie ein Schriftstück.

Dann kommt es zwischen Martina und der jungen Frau zu diesem Dialog:

Frau: »Ich wollt eh noch bevor… na, es fällt mir zwar eh schwer zu sagen, aber ich bin heute zum letzten Mal hier. Ja, ich breche den Kurs ab.« Martina: »Echt? Oh!« Frau: »Ich bin…durch mich fließt da, wenn ich auf der Straße bin, keine Salbung. Ich kann so nicht arbeiten. Ich kann… mit dem Klemmbrett. Ich kann das nicht.« Martina: »Überleg mal! Nimm mal einfach deine Gitarre mit auf die Straße und tust einfach Gitarre spielen und beten.« Frau: »Das hab ich auch schon überlegt, ob ich das mach, aber das will ich dann auch nicht machen, wenn es regnet oder zu kalt ist.« Martina: »Ja. Klar. Aber. Wie gesagt: dass wir auf die Straße gehen, ist reines Übungsfeld. Das heißt nicht, dass ihr das nachher oder immer machen müsst. Das ist halt nur hier für den Kurs.« Frau: »Aber selbst das. Also für mich…« Martina: »Aber…« Frau: »Ich komme damit nicht klar.« Martina: »Aber wenn du sagst: ich habe voll die Probleme, aber ich komme mit und ich bete für euch?« Frau: »Ja, ich kann schon, wenn mich jemand was fragt bei der Arbeit oder egal, kann ich schon da drauf eingehen, bin natürlich nicht so perfekt, aber das kommt vom Herz `raus, aber ich kann nicht auf der Straße mit den fremden Menschen. Ich weiß nicht. Jesus muss mir die Leute zuführen. Mit Fremden kann ich es nicht.« Martina: »Das ist auch, wie gesagt, das ist echt ein Übungsfeld, damit du mit Leuten, die Jesus dir dann zuführt…einfach, dass du weißt, dass du geschult bist, einfach im Gespräch.« Frau: »Aber es schult mich nicht, dieser Leitfaden. Ich komm damit überhaupt nicht klar. Gar nicht.« Martina: »Warum net?« Frau: »Ich weiß nicht. Und dann, wenn die Leute da sind, kann ich nicht ansetzen. Ich weiß zwar schon Bescheid, wie es läuft, aber ich kann es den Leuten nicht nahelegen.« Martina: »Schwätzen wir nachher noch. Ja? Weil das tät mich schon. Das ist mir schon wichtig. (lacht)«


Für mich ist interessant, dass diese Szene zustande kam, dass das Mikro dort hinreichte, um die Konversation aufzuzeichnen. Ein Treffer, der anschaulich wiedergibt, wie Druck gemacht wird.

Die junge Frau hatte wohl vorher Mut gefasst. Sehr klar und deutlich sagt sie, dass sie den Kurs abbricht.

Leider beachtet Martina den freien Willen der jungen Frau nicht. Denn am Ende des Gesprächs sieht es nicht so aus, als wenn Martina die Entscheidung akzeptiert hätte.

Welches Verhalten von Martina wäre besser gewesen?

Etwa so: „Ist o.k. Wenn du willst, können wir noch mal drüber reden.“

Es stellen sich weitere Fragen.

  • Müssen alle Neuen den Kurs besuchen, in dem sie als Evangelisierende auf die Straße geschickt werden?
  • Was passiert mit den Leuten, die das nicht mehr wollen?
  • Was geschieht mit denen, die das im voraus ablehnen?
  • Gibt es auch einen Glaubensgrundkurs in der BGG, der besucht werden muss?

Im Statement eines Foren-Mitgliedes von Jesus.de heißt es:

„Um Gemeindemitglied werden zu können, sollte ich, trotz x Jahren Christseins und Taufe in einer Baptistengemeinde, zum Glaubensgrundkurs…“


Inzwischen liegt eine Kopie aus der BGG vor, die zeigt, was alles zu tun ist, um Mitglied zu werden. Was wir oben fragten, wird noch übertroffen.

Peter Wenz

In der ca. 12. Minute sagt Peter Wenz im Einzelinterview:

Zitat:

»Wir sind als Gemeinde eben kein lascher lahmer Haufen, wo jeder macht, was er will, sondern, ich will mal eher sagen, verglichen mit einer Armee, mit einer Fußballmannschaft oder einem Basketballteam. Da gibt es bestimmte Regeln. Jeder hat seinen Platz irgendwo, seine Aufgaben, seine Rechte, seine Pflichten. Und nur so können wir als Mannschaft erfolgreich sein.«

In der ca. 35. Minute sagt Peter Wenz im Einzelinterview:

Zitat:

»Also erstmal lieb ich Kinder und junge Leute. Ich mag sie einfach. Aber dann gibt es von der Bibel her einen Auftrag. Jesus hat z.B. gesagt: ›Lass die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Königreich des Himmels.‹ Das heißt, wir haben eigentlich keine Wahl von der Bibel her. Aber ich lieb auch die Kinder. Und es gibt noch einen Grund. Kinder und Jugendliche sind extrem offen für alle möglichen Einflüsse, leider eben auch für viele negativen Einflüsse.«

In der ca. 15. Minute spricht Peter Wenz in Gegenwart seiner BGG-Zuhörerschaft von Apostelgeschichte 19, 19.

In der ca. 19. Minute spricht Peter Wenz in Gegenwart seiner BGG-Zuhörerschaft über die Entmachtung der bösen Mächte durch Jesus.

In der ca. 26. Minute spricht Peter Wenz in Gegenwart seiner BGG-Zuhörerschaft über die kranke Gesellschaft.

In der ca. 39. Minute sagt Peter Wenz in Gegenwart seiner BGG-Zuhörerschaft:

Zitat:

»Du bist viel wichtiger als du denkst. Gottes Hand liegt auf deinem Leben. Dass du hier dazukommen darfst überhaupt, ist ein Geschenk. Hier in so einer Gemeinde, in dieser Stadt, in dieser Region sein zu dürfen, ist das größte Vorrecht auf der Welt. Unsere Vision ist es, dass jeder Mensch in der Stadt und im ganzen Land, in jeder Schule, an jedem Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, die Chance hat, einmal zu hören, was Jesus für ihn getan hat. Weißt du, wie dieses Ziel erreicht wird? Indem jeder Einzelne von uns die Gelegenheit nutzt, die Gott ihm gibt, das Evangelium weiterzugeben und mit Menschen Freundschaften zu schließen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die das Evangelium noch nicht kennen. Egal, wo Gott die Türen öffnet. Und wenn jeder das tut: es wird eine unaufhaltsame Welle der Freisetzung der Kraft des Evangeliums in der ganzen Region sein. Die wird überschwappen nach Deutschland. Die BGG ist eine Gemeinde, die sich mobilisieren lässt, den Willen Gottes zu tun und diese Ziele zu verfolgen. Und ich möchte euch ermutigen. Und jetzt kommen die heißen Dinge: Wenn ihr Mitglieder in dieser Gemeinde werden wollt, müsst ihr wissen: Wir sind ein riesen Rettungsschiff hier. Wir sind kein Vergnügungsdampfer, obwohl wir wahnsinnig viel Vergnügen und Freude hier haben. [Zuhörer sind ruhig]. Und an der richtigen Stelle gelernt haben, Amen zu sagen. Amen heißt nämlich: so ist es. Und ihr Lieben, so ist es. Gott kann über eine Nacht hinweg das ganze Angesicht Deutschlands verändern.«

(Das aus meiner Sicht am meisten Problematische an dieser Aussage hab ich hervorgehoben.)

Hier wird das elitäre Selbstbild deutlich. Es ist nicht das größte Vorrecht der Welt, in „in so einer Gemeinde“ wie der BGG zu sein. Die Gemeinde Jesu ist für alle Christen. Sie beginnt genau dort, wo zwei oder mehr im Namen Jesu zusammenkommen. Nach seiner unbiblischen Aussage fährt Peter Wenz fort, seine Zuhörer auf seine Vision einzustimmen. Als gegen Ende die Stille überwiegt, dressiert er den Neulingen („wenn ihr Mitglieder in dieser Gemeinde werden wollt,…“) das Ja-Sagen zu seinen Botschaften an. Nach einem vortrefflichem Zitat aus der Bibel darf man die Gemeinde schon mal zu einem Amen aufrufen, doch soll hier Amen gesagt werden zu Wenz' Vision. Das tut von den noch recht wachen Neulingen (noch) niemand. Besser ist es immer, wenn die Zuhörer ohne Aufforderung zustimmen bzw. protestieren. Das mit dem Überschwappen nach Deutschland ist eine den Erwartungsdruck steigernde Übertreibung. Alles auf die Evangelisation ausrichten ist einseitig. Das neue Gebot Jesu an seine Jünger war, dass Nichtchristen an ihrer Liebe zueinander erkennen sollen, dass sie von ihm gesandt wurden. Es ist natürlich nicht falsch als Gemeinde ein Schwergewicht auf Evangelisation zu legen, aber auch hier ist das Wie und die Freiwilligkeit entscheidend. Der Passus zeigt gut die offenbar angestrebte Fixierung der Vor-Mitglieder auf die Doktrin der BGG.

In der 47. Minute befinden sich Peter Wenz und Zuhörer in einem Klassenraum:

Peter Wenz: „Wer ist denn gerade hier, der Schmerzen hat in seinem Körper? Ich habe eben in einem Bild was mit einer Schulter…Und wenn du da bist und mit deiner Schulter irgendwie ein Problem hast im Gelenk oder irgendwie hier drauf (zeigt von oben auf die Schulter), darf ich dich bitten, dass du es einfach kurz zeigst. Dann würde ich auch gerne etwas für dich beten. Guck, ob mit deiner Schulter allek o.k. ist. Chronische Schmerzen oder etwas. Dann würde ich für dich schon mal beten. Untersuch dich mal!“
(Erste Person kommt zu ihm nach vorn).
Peter Wenz: „Gibt es sonst Leute, die sonstige Schmerzen haben? Im Knie? Im Gelenk?“
(Zweite Person kommt.)
Peter Wenz: „Was ist mit dem Knie?“
(Person erklärt.)
Peter Wenz: „Hast du gerade jetzt Schmerzen? Komisches Gefühl? Darf ich meine Finger dahin legen? (Betet.) Oh, da ist Gottes Kraft da. Ich wusste es. So mächtig. Guck mal wie das Knie zittert. Das ist Gottes Kraft. (Betet.) Kannst du dein Knie mal bewegen?“
Zweite Person, schwer zu verstehen: »…locker…«
Peter Wenz: »…locker, locker, ganz locker.«
Peter Wenz zu den Anwesenden im Raum:
»Gebt mal Jesus einen richtigen …«
(Publikum klatscht.)


Nach etwa 62 min. Laufzeit:

Peter Wenz´ Stimme wird hörbar, ohne dass er mit diesen Worten gezeigt wurde.
Zitat:

„Eines Tages sprach Gott zu mir. Ich werde es nie vergessen: >Peter, wenn ich dich als Pastor gesetzt habe, kann niemand dich absetzen. Solange ich will, dass du da bist, kann niemand etwas tun. Wenn du in meinem Willen bist.<“

Diese Äußerung ist deswegen geistlicher Missbrauch, weil er das öffentlich sagt.

Peter Wenz behauptet also, dass Gott ihn gesetzt hat. Diese Formulierung erinnert an eine Bibelstelle des NT:

Und die einen hat Gott in der Gemeinde gesetzt erstens zu Aposteln, zweitens [andere] zu Propheten, drittens zu Lehrern, sodann [Wunder-]Kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen.

Gleichzeitig behauptet Peter Wenz mit dieser Aussage, dass seine Position von Gott für einen einstweilen unbegrenzten Zeitraum festgelegt wurde. Er tritt also gegenüber seinen Zuhörern auf als jemand, der von Gott autorisiert ist. Er suggeriert, dass er seit Beginn seines Pastorenberufes im Willen Gottes gewesen ist, da er ja noch nicht abgesetzt wurde. Menschen haben ihn ja schließlich nicht eingesetzt, sondern Gott. Und Gott macht ihn durch Menschen unantastbar, solange er im Willen Gottes ist.

Wenn Peter Wenz das für sich behalten hätte, dann wäre es kein Problem für andere. So aber tritt er auf als einer, der sich selbst als von Gott gesandt empfiehlt. Welche Chance haben dann z. B. die Mitglieder und die Interessenten der BGG? Nur zwei - entweder diesem vermeintlich unfehlbaren Mann Gottes ganz folgen oder fernbleiben.

Dieses Zitat von Peter Wenz ist das krasseste, was ich seit langem gehört habe. Gut für uns ist aber, dass Herr Wenz nur im eigenen Kreise Kritik und Hinterfragen unterdrücken kann. Außerhalb des Systems - und das ist typisch - merkt man doch sehr schnell, wohin die Reise geht. Das Zitat ist geistlicher Missbrauch (genauer Machtmissbrauch) in Reinstform!

Dieses Zitat erinnert an 'Jesus he knows me' von Genesis, an ex cathedra, an den Unfehlbarkeitsanspruch, an Unantastbarkeit. Es erinnert an alle Verführer, die daherkamen und sich als von hoher Macht gesendet präsentierten.

Das Prekäre ist, dass Peter Wenz als Vehikel nun gerade die christliche Botschaft und den Namen Jesu und Gottes hernimmt und missbraucht. Das macht seine Nähe für seine willfährigen Nachfolger zugleich süß. Mit Speck fängt man Mäuse.

Ich glaube nicht, dass Gott so zu ihm geredet hat. Sondern das Zitat zeigt, dass der Wunsch nach Macht in Peter Wenz schon früh angelegt war. Zugleich war in ihm die große Angst, Macht wieder verlieren zu können, daher musste er sich auszeichnen mit einem Mandat, dass viele Menschen nicht zu hinterfragen trauen: mit der Sendung Gottes.

Diese Behauptung hat Peter Wenz nun deutschlandweit verkündet. Man wird sehen.

Hier noch eine Ergänzung, die mir zugesandt wurde:

Die Urkirche war aber, wie der streitbare Heidelberger Exeget Klaus Berger in seinem neuen Buch „Die Urchristen“ formuliert, in ihrer Amtsaufassung sehr nüchtern. Die Berufung des Mathhias als Nachfolger des Judas erfolgt durch das Los (Apg 1). Die Berufung der Diakone erfolgt durch Wahl (Apg. 6). Peter Wenz mag sich nun auf Paulus berufen, der in der Tat direkt nach seinem Damaskus-Erlebnis predigte (Apg 9). Allerdings besteht auch bei Paulus immer eine Rückbindung an die Institution Kirche (Apg. 15). Theologiegeschichtlich erinnert mich das alles an die Schwärmer. Der Kirchenhisoriker Karl Holl schreibt in seinem Aufsatz über Luther und die Schwärmer über den zentralen Gegensatz. Legen die Schwärmer wert auf die innere Erleuchtung (s. Wenz), so betont Luther Wort und Sakrament. Unterliegt letzteres der Gefahr der Formalisierung, so endet das bei ersten meistens im Unglück (s. Bockelson, Müntzer). Interessant, dass sich dieser Konflikt in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts, die ja eine interessante Mischung aus Luthertum und Pietismus ist, in der Frage von Glaubensakt und Glaubensgegenstand fortsetzt (vgl. Pannenberg, Wolfhard: Problemgeschichte der neuern evangelische Theologie, Göttingen 1996).


Nach etwa 68 min. Laufzeit:

Was ich glaube, was eben noch stärker kommen wird, ist das die weltlichen Medien kommen und sagen: Bitte, bitte, geben Sie uns ein Interview, erzählen Sie, warum 10.000, 20.000, 100.000 in Ihren Gottesdienst. Was ist in Stuttgart los? Da werden ja immer mehr Kranke geheilt. Immer mehr Menschen werden glücklich. Was ist denn das los? Warum sind bei Ihnen die Politiker so gut drauf? Warum prosperiert Stuttgart? Warum gibt es da die geringste Kriminaltitätsrate? Warum hat Stuttgart die höchste Lebensqualtität? Wie letztes Jahr. Da hat doch nicht nur äußer Faktoren. Ihr Lieben.Das Geistliche ist die Grundvoraussetzung. Zuerst passierts im Raum des Geistes. Was geistlich läuft. Und dann im Natürlichen. Z.B in Nicaragua oder Guatemala, da wachsen die Rüben zehn Mal so dick. In dem Erweckungsgebiet da. Das hat einfach auch geistliche Faktoren, ja. Ich kann da jetzt im Detail nicht drauf eingehen. Das ist wissentschaftlich alles untersucht. Das sind Faktoren, die einfach die Bedingungen für Wachstum, für Wohlergehen, etc begünstigen. Es ist, wenn eine Gegend unter die Fülle des Heiligen Geistes kommt. Jesus ist so gut. Wißt ihr, was das beste daran ist? Er meint das, was er sagt.


Peter Wenz' Zukunftswunsch: angebettelt zu werden, dass man ihm ein Interview gibt, weil bis zu 100.000 Menschen in seinen Gottesdienst strömen. Ganz selbstverständlich bucht er in dieser Vision jede denkbare positive Veränderung in Stuttgart auf sein BGG-Konto. Wo aber sind die geheilten Kranken? Wo sind die von Ärzten bestätigten Heilungen aus der BGG? Sind etwa so schwammige Dinge gemeint, wie sie oben (47. Minute) skizziert wurden? Und selbst wenn es echte Heilungen gäbe: die Bibel zeigt uns, dass Jesus auch zu solchen „Heilern“ sagen kann, dass er sie nicht kennt.

Meine Erwartungstendenz für die Zukunft: immer mehr Eltern stehen auf, weil ihre Kinder (sowohl minderjährig als auch erwachsen) Unvorstellbares in der BGG erlitten haben. In ganz Baden-Württemberg entstehen Selbsthilfegruppen. Erstmals treten Ärzte und Therapeuten an die Öffentlichkeit und äußern sich vorsichtig kritisch über die BGG. Der Fall ist öfters in den Medien. Betroffene, die längst wissen, dass sie nicht allein sind, äußern sich vor laufender Kamera. Die BGG gerät in zunehmende Isolation…

Fazit zu BGG / Gospel-Forum

Was sagen Unbeteiligte über die BGG nach diesem Film?

Tilmann P. Gangloff von der Frankfurter Rundschau Online1):

Noch packender ist Tobias Müllers Ausflug in die Welt der Biblischen Glaubensgemeinde Stuttgart. „Mein Erlöser lebt!“ (13. Oktober) zeigt gleichfalls unkommentiert, mit welch populistischen Mitteln die Prediger arbeiten. Entlarven durch reines Beobachten:

Herr Gangloff schrieb dies drei Wochen vor Filmausstrahlung.

Ein Forenschreiber2):

Mir geht es nicht so sehr um den Inhalt des Glaubens dieser Leute. Ich sehe die Methodik, mit der dort mit Menschen umgegangen wird, äußerst kritisch. Das ist pure Indoktrination. Und ich gehe jede Wette ein, dass Du das genauso sehen würdest, wenn es sich nicht gerade um eine christliche Gruppe gehandelt hätte. In einer solchen Form von massensuggestiver Emotionalisierung kannst Du den Leute alles erzählen und ihnen alles abverlangen. Das kannst Du nachvollziehen von der Musikszene, über politische „Events“ bis hin zu Jonestown u.ä., wo einige hundert Menschen den „Frei“(?)tod gesucht haben, weil sie ihrem Prediger glaubten. Natürlich ist es in der dargestellten Gemeinde nicht ganz so schlimm. Aber die Methodik ist die gleiche. Und wenn sich Christen einer Methodik bedienen, die sie zu Recht bei anderen ablehnen, dann diese bei ihnen nicht besser, nur weil sie von Christen ausgeübt wird. Würde meine Frau unsere Kinder in solch eine Gemeinde schleppen, würde ich ebenfalls alle gesetzlichen Mittel ausschöpfen, um das zu verhindern. Wohlgemerkt, nicht des Glaubens selbst wegen, aber weil hier Glaube auf eine intolerable Weise indoktriniert wird. Dagegen können sich Erwachsene kaum wehren, ein Kind noch viel weniger.

Die Worte des Filmemachers hörten wir ja schon eingangs.

So viele Menschen lassen sich täuschen von der BGG und ihren Protagonisten. Was gibt die BGG Suchenden?

* Alleinstehenden gibt sie Gemeinschaft. * Sinnsuchenden gibt sie Weisung durch Religion. * Den Traurigen erobert sie mit überschäumender Begeisterung und Freude. * Menschen mit Problemen bietet sie Gebete an. * Machthungrigen gibt sie Posten.

Das wären Beispiele. Allerdings: dafür muss jeder, der einwilligt, einen hohen Preis bezahlen. Die Gemeinschaft ist geprägt von einem System der Hintergedanken. Man begegnet dir freundlich, man tut interessiert. Aber man möchte eigentlich auch immer etwas von dir. Ein weiteres Engagement, ein Opfer, einen Dienst oder eine Teilnahme an einer kommenden Veranstaltung.

Evangelium (plus) Etwas Anderes (ergibt) ein anderes Evangelium. Jesus sagte: ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. So ist das Evanglium in den Händen der BGG-Verantwortlichen sauer geworden. Was Gott sich wünscht, verlangt die BGG verbindlich. Gott wünscht sich Barmherzigkeit, die BGG verlangt Opfer (vergl. Beitrittsregeln). Laut den Berichten Ehemaliger neigt sie selbst aber zur Unbarmherzigkeit.

Die ganze Lehre (Weisung durch Religion) ist hier eben eine Mischung aus Evangelium und Glaubenslehre a la Kenyon. Die ist genauso unbiblisch wie die Vorgänge in der BGG: Achtung! schon im Namen wird dies vorgetäuscht: ›Biblische‹ Glaubens-Gemeinde. Zitat gegenüber cleansed.de:

»Ich erkannte klar, dass die BGG eine Sekte ist, weil sie nur ganz bestimmte Bibelstellen - und die werden immer wiederholt - als Grundlage für ihre Gemeinde haben.«

Ingesamt ist die BGG sehr bemüht, überall ein äußerst positives Bild von sich zu transportieren (z.B. Homepage, Wikipedia, auch alte Versionen, Forenbeiträge). Dafür hat sie eigens einen Propagandamann.

Die allseits bekannte Kritikempfindlichkeit und das Schlechtmachen Andersdenkender befremden auf ihre Art.

Im Vergleich:

BGGEvangelium
verlangt OpferGott wünscht Barmherzigkeit
nimmt keine Kritik anJesus redet deutlich kritisch in den Sendschreiben an die sieben Gemeinden
übt keine Selbstkritik1. Korinther 10, 12 Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, daß er nicht falle.
redet sich selbst schön,hat PR-Mann2. Korinther 10, 17-18 17 `Wer sich aber rühmt, rühme sich des Herrn. 18 Denn nicht, wer sich selbst empfiehlt, der ist bewährt, sondern der, den der Herr empfiehlt.
Charakter eines wilden TieresCharakter von Jesus dargestellt durch das Lamm und die Taube


Wünschen wir den Nichtchristen in Deutschland also, dass die BGG sie erreicht? Nein, denn dann bekommen sie nicht das Evangelium von Jesus Christus, sondern eine unbiblische Mischung, die ihnen gefährlich werden kann.

Das unveränderte Evangelium macht die Menschen frei und froh, wenn es überbracht wird von selbstlosen Menschen, die andere auch lieben können, ohne eigene Erwartungen an sie zu haben. Das Evangelium verändert uns letztlich zu einem Zueinander, das des Nächsten Bestes sucht. Zwang, Kontrolle und eine fordernde Atmosphäre gehören da nicht hin. Ebensowenig Täuschung und Manipulation.

Zuletzt: ist schon mal gefragt worden, was Gott mit Geistlichem Missbrauch angetan wird? Wir reden bisher über den Schaden, den Menschen zugefügt wird. Was tun wir aber Gott damit an? Wer z.B. in BGG-Weise sich vermeintlich evangelisch den Menschen nähert und sie dann so behandelt, wie wir es wiederholt aus den Zeugnissen hörten und jetzt im Film sahen, der pervertiert Gott. Der etabliert letztendlich Sünden in Daueranwendung an denen, die um Gottes willen zuhören und missbraucht Gottes Namen zu Trug und Lüge3).

Die Nähe, die Gott sich zu den Menschen wünscht, kommt so nicht zustande. Sie lernen kaum, ihm zu vertrauen.

Hoffentlich erkennen die Betrogenen irgendwann, dass ihnen ein unbiblisches Gottesbild4) vermittelt wurde.

Fazit zum Film

Was noch interessant gewesen wäre: Aufnahmen über das Opfersammeln und Werben für Geldspenden in der BGG, sowie die Lehre des Zehnten. Doch bei der Menge an Material, waren wohl Kompromisse beim Schnitt unvermeidbar.

Das, was der Film zeigt, hat für viele Menschen keinen Unterhaltungs- oder Infotainmentcharakter, sondern erinnert sie an schmerzvolle Geschichten, die sie selbst oder Angehörige an den gezeigten Orten in Stuttgart einst erlebten. Aus heutiger Sicht war es ein gelungener Ansatz, auf Kommentare zu verzichten. Der Film redet sehr deutlich und wird durch seine zurückhaltende Art noch zeugnishafter. Bravo! Das Filmteam hat wirklich hinter die Mauern geblickt.

3)
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht
4)
Dass ein Austritt aus der BGG nicht ein ganz normaler unproblematischer Veränderungsschritt ist, sondern viele Probleme mit sich bringt, liegt zum einen an den Ablehnungsmechanismen, die gegen Ehemalige aufgebaut werden, rührt andererseits aber auch von dem fehlenden Gegründetsein in Gott. Denn das funktioniert außerhalb der BGG nicht mehr.