Teufelsaustreibung in der BGG Stuttgart

von Andreas

Mein Name ist Andreas*, ich bin 1967 geboren. Ich bin körperbehindert. Von Beruf bin ich Bürokaufmann.

Ich verfasse jetzt den Bericht über die Biblische Glaubens-Gemeinde:

1994 kam ich durch einen Straßeneinsatz auf der Königsstraße in Stuttgart zur BGG in Stuttgart. Ich hatte schon mehrfach von dieser Gemeinde gehört, u.a. auch von meinem Chef in einer Firma in Tübingen, der in einer charismatischen Gemeinde war.

Ich muss dazu sagen: ich hatte bisher vom Glauben eher negative Erfahrungen gemacht wegen meiner Behinderungen. Ich hatte ziemlich lang mit Gott gehadert wegen meiner Behinderung und hab auch zu Jesus nicht gerade das beste Verhältnis gehabt.

Wie gesagt: durch einen Straßeneinsatz kam ich zur BGG. Ich ging dann auch regelmäßig in die Gottesdienste. Im Lobpreis, während der Anbetung, hatte es mich irgendwann mal umgehauen. Es war so eine Art epileptischer Anfall. Ich bin umgefallen und verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Ich hab dann auch Sachen von mir gegeben, die ich selber gar nicht im Kopf habe. Als es das erste Mal passiert ist, kam dieser Christoph mit zwei Begleitern auf mich zu. Die haben mich dann geschüttelt und Christoph hat gesagt: »Schau mir in die Augen, schau mir in die Augen! Hast gependelt? Hast gependelt?«
Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Ich muss dazu sagen, ich hatte damals das Buch »Befreiung« von Wolfhard Margies gelesen. Zum Inhalt: darin wurde also fast alles dämonisch erklärt, was in der menschlichen Natur vorkommt. Ich konnte das damals aber nicht alles durchschauen.

Ich war eine Zeitlang in der esoterischen Szene früher, bei dieser Bruno-G-Gruppe. Da war ich etwa ein halbes Jahr lang, dann bin ich gegangen. Die BGG-Leute behaupteten, dass diese epileptischen Anfälle eine Manifestation von Dämonen waren, also lt. deren Glaube, war es wegen Bruno-G.-Gruppe. Das hab ich dann auch geglaubt.
Mir kam dann außerdem noch der Gedanke: »Wenn du jetzt wirklich vom Teufel besessen bist, kannst du auf diese Art auch deine Behinderung loswerden.« Dann war meine Behinderung logischerweise ja auch dämonisch. Und das war dann die große Hoffnung, dass die Behinderung dann weggeht.

Ich kam dann in einen Hauskreis. Dieser Hauskreis wurde von Gerda geleitet in Esslingen. Das war eine nette Frau. Die war sehr hingerissen, weil die hat sich so im Lobpreis verausgabt bis zum »geht nicht mehr«. Und sie hat dann auch erwartet, dass dieser Heilige Geist zu ihr spricht.
Auch dort hatte ich dann Manifestationen von Dämonen und Jürgen , mein Seelsorger, versuchte mir einige Dämonen auszutreiben. Dabei bin ich dann auch weggetreten und habe wieder Sachen von mir gegeben, die nicht von mir waren. Die Hauskreismitglieder damals behaupteten dann, dass ich das Wort »Hoffart« ausgesprochen hab.
Diese Wort Hoffart kannte ich aber überhaupt gar nicht, und so war mir eigentlich klar, ich hab einen Dämon.
In diesem Hauskreis waren noch zwei Frauen, die auch psychisch krank waren: Anna. Anna war magersüchtig. Sie hatte eine Freundin, die hieß Henriette. Die war übergewichtig. Sie wurde später »im hellen Licht des Heiligen Geistes« hinausgejagt.

Henriette hatte eine Sohn, der war damals 15 Jahre alt. Henriette war geschieden. So erregte sie auch den Neid der Hauskreisleiterin. Die Hauskreisleiterin war genau gleich alt. Henriette hatte schon einen Sohn, die Hauskreisleiterin war noch ledig. Man hat dann auch versucht, mir den Teufel auszutreiben. Es würde dann besser mit mir. Bei der ersten Teufelsaustreibung hatte ich aber schon eine schwere Psychose und war dann das erste Mal in der Psychiatrie. Ich glaubte aber damals, dass ich jetzt den richtigen Weg gehe mit Gott und Jesus, und dass das dann bald vorbei sei. Durch die Erfahrungen, die jetzt die Gerda und auch die ältere Hauskreisleiterin Patrizia machten, kam plötzlich der Gedanke auf, dass die fettsüchtige Henriette nicht frei werden wolle. Die Hauskreisleiterin Gerda hatte dann ein Bild vom Heiligen Geist, wo ihr angeblich der Heilige Geist zeigte, dass Henriette eigentlich frei werden konnte, aber nicht wollte.

Noch ein Zusatz zu Anna, den ich später von anderer Seite hörte: Anna sollte den Zehnten bezahlen trotz Sozialhilfebezug. Man sagte ihr, sie sei mit dem Teufel verheiratet.

Darauf beschloss man, Henriette aus dem Hauskreis zu verbannen. Anna war dann nach deren Meinung noch auf dem richtigen Weg. Also musste Anna von Henriette getrennt werden. Anna war ja magersüchtig, und war demnach ja nicht so stabil, eher schwankend. So wurde dann der Anna klargemacht, dass sie sich von Henriette trennen müsste. Man muss sagen, diese Henriette war schwer krank und hat selbst fast niemanden gehabt. Ihr Sohn war in der Pubertät. Also, die schwerkranke Henriette wurde dann aus dem Hauskreis verbannt. Anna wurde dementsprechend weiter gefördert. Ihr redete man jetzt auch ein, dass sie gesünder wird, und Henriette, die ja nicht auf dem richtigen Weg war, würde sie jetzt bei ihrer geistlichen Entwicklung behindern. Als ich dann Gerda und Patrizia, die stellv. Hauskreisleiterin, darauf ansprach, warum eigentlich Henriette nicht mehr kommen konnte, und mir auch die Bibelstelle in den Sinn kam, wo sie einen Dämon nicht austreiben konnten, und Jesus die Jünger fragte: »Wo ist euer Glaube ?« Ich hab damals gedacht, dass das alles ganz richtig war, dass Henriette herausgeflogen ist. Aber spätestens da hätte ich doch merken müssen, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Da hat diese Henriette jetzt gehen müssen, obwohl sie doch so schwer krank war und liebebedürftig war.
Gerda, die Hauskreisleiterin, erklärte mir aber, dass Henriette nicht umkehren wollte, und dass nahm ich denn auch wirklich ernst und ich glaubte es auch. Auch für mich hieß es, dass ich in meinem Leben noch viel ändern muss. Ich hatte ja bis zu diesem Zeitpunkt ein ziemlich gottloses Leben geführt.
Mein Fehler war damals: ich glaubte Gerda, und erkannte dieses Unrecht, dass der Henriette zugefügt wurde, nicht. Das wurde mir dann zum Verhängnis.

Ich studierte dann fleißig die Bibel weiter und stellte auch Fragen. Patrizia, die stellv. Hauskreisleiterin, war damals in der Schule des Dienstes und Bibelschule. Ich glaubte damals, dass in der Bibelschule die Bibel genau erklärt wird, also systematisch, zum Beispiel von Matthäus 1 bis Matthäus 28. Patrizia wurde regelrecht aggressiv, wenn ich Fragen stellte, die mit beim Bibellesen gekommen waren.

Erst viel später kam ich zu einer persönlichen Anschauung. Ich vermute, die Bibelschule zielte nur darauf ab, die Leute für einen Dienst zu rekrutieren, um die Gemeinde am Laufen zu halten, und dadurch auch Einnahmen zu sichern.

Patrizia ging dann auf mich los und konfrontierte mich mit meinen Sünden. Mir war gar nicht klar, warum die plötzlich gegen mich war. Ich wollte mal der Anna helfen, da hat Patrizia mich dann enorm wüst angegriffen. »Das darf nicht sein. Du hältst dich daraus!« Patrizia unterstellte mir dann auch, dass ich sie im Auto, wenn ich neben ihr sitze, ins Lenkrad greifen. Das hat mich dann sehr tief verletzt und ich habe mich dementsprechend heftig gewehrt. Das hatte zur Folge, dass ich von Patrizia und Gerda und Heiko, bei dem die Hauskreise stattfanden, zur Rede gestellt wurde. Jürgen , mein Seelsorger, war dann auch beim Gespräch dabei. Ich war ziemlich erregt, weil mich das ziemlich verletzt hatte. Ich hab dann zur Patrizia gesagt, sie sei ein Wolf im Schafspelz. Mein Seelsorger sagte dann, dass man dazu zwei Zeugen bräuchte. Das steht aber so nicht in der Bibel. Ich dürfte das von Patrizia gar nicht denken. Das hat man mir dann entsprechend eingebläut. Ich durfte das nicht denken. Und man hat mir dann auch in die Augen geschaut und gesagt: »Ja nicht denken!« Ich durfte nicht Bedenkliches über die Hauskreismitglieder denken.
Andererseits ging aber im Hauskreis plötzlich die Anweisung um, dass Frauen mich nicht mehr im Auto mitnehmen durften. Ich kann nach und nach dahinter, was der Heilige Geist diesen Hauskreismitgliedern über mich offenbart hatte, nämlich dass ich einen sexuellen Geist, dass ich einen sexuellen Dämon hätte.

Ich war völlig außer mir und konnte das gar nicht richtig begreifen. Der Heilige Geist hatte also offenbart, ich hätte einerseits die Hoffart und andererseits die sexuelle Unreinheit, die mich zum Besessenen machte.
Ich war völlig außer mir, war sehr verletzt, konnte eigentlich nicht konstruktiv darauf reagieren. Ich habe dann das Buch von Derek Prince gelesen »Sie werden Dämonen austreiben«. Dieses Buch hat mich unheimlich fasziniert. Weil es hatte einfach schlüssige Konzepte.
Von der sexuellen Unreinheit, die man mir unterstellte, war ich so getroffen. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich mich in dieser Richtung nicht schuldig gemacht hatte, es ging allein auf die Offenbarung zurück. Mir wurde dann ein Gespräch angeboten mit Christoph und meinem Hauskreis, wo ich mich praktisch rechtfertigen sollte über die sexuelle Unreinheit. Das war mir aber so peinlich, dass ich es nicht wollte. Ich konnte das gar nicht richtig konstruktiv bewältigen. Das war denen vielleicht auch nicht ganz klar.

Im Laufe meiner Gemeindezeit habe ich dann auch von der Freimaurerei etwas gehört, auf einer Kassette. Es ging darum, dass in der Freimaurerei der Teufel angebetet würde. Mein Vater war Hochgradfreimaurer. Es ist wohl so, dass es 32 Erkenntnisstufen in der Freimaurerei gibt, und dass ab dann ihr Gott Luzifer heißt. Ich habe diese Kassette meinem Hauskreis auch gezeigt. Ich hab meine Hauskreisleiterin dazu befragt. Die hat sich dazu gar nicht geäußert. Damals ging es ja auch darum, ob ich von daheim ausziehe. Das wollten die also auch vermeiden.
Wie gesagt, plötzlich war der ganze Hauskreis gegen mich. Ich konnte gar nicht richtig verstehen, warum. Ich muss dazu sagen. Im Gespräch mit Patrizia, wo es darum ging, ob ich sie störe, da hab ich ihr gewaltig die Meinung gesagt. Das hat die Patrizia sehr verletzt und mich auch. Ich nehme an, dass Patrizia den Hauskreis gegen mich aufgehetzt hat. Anna, die magersüchtige Frau war noch da, und auch sie wurde vom Heiligen Geist im Hauskreis immer wieder überführt von irgendwelchen Sünden, die okkult wären. Das war dann damals aber auch nicht so ganz klar.
Ich war im Glauben, dass mein Vater ein Satanist sei, und deswegen wäre ich jetzt besessen. Der ganze Hauskreis war gegen mich. Dann die Frage, dass ich einen sexuellen Dämon hatte als Körperbehinderter. Darauf konnte ich dann auch nicht mehr konstruktiv reagieren. Ich verließ dann damals den Hauskreis von Gerda. Sie wollten mir noch ein Gespräch anbieten, aber das konnte ich damals gar nicht mehr konstruktiv führen, weil ich damals so verletzt war. Ich konnte nicht mehr richtig reagieren.


Ich war einmal mit Jürgen, meinem damaligen Seelsorger, in Tübingen, wo eine Zweiggemeinde am entstehen war. Auch er versuchte mir einen Dämon auszutreiben, da sprach dann auch wieder der Heilige Geist, und es hieß, dass mein Hobby Eisenbahn praktisch Rebellion sei und auch Götzendienst. Ich muss dazu sagen, dass in meinem früheren war Eisenbahn wirklich Götzendienst. Ich habe viele Eisenbahnmodelle und viele Bücher davon, Fotos. Und es kam mir der Gedanke, dass auch das Hobby daran schuld sei, dass ich besessen bin.

Ich war dann im Herbst 1995 in Israel. Und da glaubte ich dann, eine Offenbarung von Gott zu haben, woher ich jetzt so besessen bin, warum ich so vom Teufel besessen bin. Es ging um meinen Vater. Mein Vater hatte in jungen Jahren mal eine große Liebe gehabt. Er war im CVJM. Aus Glaubensgründen konnte mein Vater diese große Liebe nicht heiraten. Das hatte ihn dann praktisch auch zur Rebellion gegen Gott gebracht. Er ist bis heute noch wütend auf die Gemeinde, weil er die Frau wegen denen nicht kriegen konnte. Der Heilige Geist hatte mir, so glaubte ich, dann damals offenbart, dass das die Ur- und Erbsünde sei: die Rebellion gegen Gott wegen einer Frau, die man nicht kriegt.
Mir wurde dann auf einmal in diesem Licht mein ganzen Leben klar: Probleme mit Frauen, Rebellion gegen Gott und Götzendienst. Dann ging in mir der Kampf los: »jetzt musst du deine ganzen Eisenbahnen verkaufen«, weil auch Jürgen das vom Heilige Geist offenbart worden war. So habe ich mir dann selbst den Druck gemacht.

Ich ging weiter in die BGG, glaubte immer noch, dass ich dort noch geheilt werden konnte, habe dort dann auch immer wieder epileptische Anfälle gekriegt, und wurde dann einmal vom zweiten Ältesten der BGG zur Rede gestellt, warum ich jetzt nicht umkehre, und warum ich immer noch ein Problem mit dem Teufel habe.

Andererseits habe ich auch mal Gerda auch bei einer Gebetswoche mal dumm angemacht, dass doch sie doch sinngemäß einen unreinen Geist hätte. Darauf ging Gerda zu Christoph. Es war damals Fasten- und Gebetswoche, dann musste ich zum Ältesten kommen, das war damals im Gemeindezentrum in der Talstraße, da hat der Christoph mich dann vor der ganzen versammelten Gemeinde zur Rede gestellt: »du hast gesagt, es sei erledigt.« Es war aber nicht erledigt. Und auch die Gerda, die erste Hauskreisleiterin, spürte schon, dass sie da auch nicht ganz richtig lag. Andererseits war sie aber so von sich selbst überzeugt, sie sei eine gesalbte Frau, die von Gott vieles offenbart kriegt und so konnte sie sich praktisch auch nicht richtig verhalten. Ich denke, auch sie stand unter dem Konflikt: das eigene Gewissen vs. der Heilige Geist. Sie war ja damals der Meinung, sie hätte den Heiligen Geist, und ich hab auch geglaubt, dass ich den Heiligen Geist hab. Ich war praktisch in dem Konflikt, dass ich nicht rein vor Gott da stand, und daher auch nicht geheilt werden konnte. Wegen meinem Götzendienst mit den Eisenbahnen. Es wurde immer schlimmer. Und wegen dieses Konflikts, den ich mit Gott hatte, über den ich eigentlich mit niemandem reden konnte, weil der Heilige Geist öfter so wirre Angaben gemacht hat. So verstärkte sich dieser Konflikt. Ich befürchtete, wenn ich mit einem der BGG-Leuten spräche, würde der Heilige Geist denen die volle Wahrheit erzählen. Jeder hatte die Meinung, er hätte den Heilige Geist, der praktisch alles offenbart.

Mein heutiger Eindruck von diesem Hauskreis der BGG war, dass viele dort und auch in der Gemeindeleitung mich mit dem Teufel verwechselten. Das denk ich heute, 10 Jahre später, weil ich war der Besessene der BGG. Der Teufel war der größte Feind, also sei ich mit dem Teufel gleichzusetzen.

Gerda hatte immer noch versucht, mit mir zu reden, aber auch sie konnte sich nicht konstruktiv verhalten. Sie wusste wohl nicht: Was offenbart ihr der Heilige Geist, was ist Wahrheit, was ist Recht, was Unrecht? Ich denke, der Heilige Geist war weg. Und ob es ein Geist war, der Lügen eingibt, oder ob es Suggestion ist, oder ob es Einbildung ist, oder ob da wirklich etwas kommt, was übernatürlich ist. Das kann ich nicht beurteilen. Ich glaube nicht, dass es Gottes Geist war. Absolut nicht. Es war was anderes. Eher ein falscher Geist.

Ich wechselte nachher auch den Hauskreis. Aber auch dort war es im Prinzip nicht viel anders. Ich war damals bei Cordula im Hauskreis. Cordula war nicht ganz so autoritär wie Gerda, und auch nicht so geisterfüllt. Sie war Krankenschwester, etwa 25 Jahre alt. Sie hatte, aus heutiger Sicht, auch schwer mit sich zu kämpfen, ist dann aber auch Hauskreisleiterin geworden. Sie hat einerseits versucht, den Hauskreis gut zu führen, war aber andererseits mit vielem überfordert. Ich denke, dass Cordula schon selbst viel durchgemacht hatte, auch BGG-mäßig, aber das ist nur eine Vermutung. Cordula hatte an mir beobachtet, dass ich im Lobpreis nie »dabei« bin. Sie ordnete an, dass ich Seelsorge bekommen soll von ihrem Freund Rolf. Ich machte die Beobachtung, dass der die Leute bloß klein hielt. In diesem Hauskreis waren einige, die sehr große Gewissenkonflikte hatten, die immer sich selbst die Schuld gaben. So war es bei mir ja auch der Fall. Rolf war der Meinung, er wüsste alles, und alle anderen wüssten nichts. Ich wollte von ihm keine Seelsorge haben. Da hieß es: »du lebst in Rebellion« . Und damals habe ich es auch noch geglaubt.
Es ging soweit, dass ich im Geschäft dann mal ausgeklinkt bin. Ich bin einfach wahnsinnig geworden, bekam Heulanfälle und hab herum geschrien. Mein Chef hat den Notarztwagen geholt, und ich kam ins Krankenhaus. Mein Chef hat dann die BGG angerufen, und Cordula, meiner Hauskreisleiterin, war es auf einmal alles sehr peinlich. Ihr hat es leid getan, sie wollte wissen, was eigentlich los sei.

Nach diesem Vorfall hab ich die BGG verlassen. Ich war dann in einer anderen charismatischen Gemeinde, die etwas gemäßigter war. Aber auch dort bin ich immer psychotischer geworden.

Als ich mal nachts um halb drei während einer Psychose aufwachte, hab ich dem Peter Wenz einen Brief geschrieben, also dass der Heilige Geist im ersten Hauskreis offenbart hatte, dass ich einen sexuellen Dämon hätte, und dass ich unrein wäre, und dass ich doch so viel Geld gespendet hätte (ingesamt 1000 Euro, in die Kollekten-Eimer), dass ich am Ende nicht mehr konnte, und dass es andere Kranke gäbe, ich nannte als Beispiel die Anna.

Peter Wenz schrieb darauf, dass das doch alles übertrieben sei, er könne zwar verstehen, dass mich das verletzt hat, aber dass Frauen auch Geschöpfe Gottes seien. Ich denke, er drehte es einfach um, denn eigentlich bin ich doch das Opfer, jetzt war ich der Täter. Unter P.S. schrieb er sinngemäß: wenn du nicht vergibst, wird dir nicht vergeben, dann bist du auch nicht frei, usw. Ich wünsche dir aber alles Gute.

Peter Wenz hat praktisch einerseits versucht, mir etwas Trost zu spenden, anderseits aber mir die Schuld gegeben. Er kam dann auch mit dem Gleichnis vom Schalksknecht. Es kam da nicht mal ein Danke für das Geld. Das war absolut nichts dabei. Das war also das Ende mit der BGG. Auch den Seelsorger Jürgen traf ich später in Karlsruhe noch einmal und erinnerte ihn daran, wie viel Geld ich der BGG gespendet hätte. Er antwortete spöttisch, dass es ja nicht sein Geld gewesen sei.

Was vielleicht zu ergänzen ist, dass nach BGG-Auffassung Heilung und Zehnter zusammen gehören, der Heilige Geist würde jedem Einzelnen offenbaren, was er jetzt da machen soll.

Ich schildere noch die Gedankenwelt, die mir die Charismatiker eingeflößt haben, sowie auch das Buch von Derek Prince »Sie werden Dämonen austreiben«. Am Ende der BGG-Zeit lebte ich praktisch in dem Gedanken, dass ich gegen Gott rebellierte wie mein Vater. Dass ich die weitervererbte Lebensweise nicht ablegte, und daher nicht gesund würde. Weil ich meine Eisenbahnbücher nicht verkaufte, weil ich immer dieses Hobby hatte, und demnach auch besessen bliebe. Das hat sich jahrelang im Kreis herumgedreht. Ich habe erst in 2007 mit dieser Sichtweise aus der BGG brechen können. Zehn Jahre hatte es sich im Kreis herumgedreht. Zehn Jahre gingen drauf.

* Die Namen der meisten Beteiligten sind geändert