Zu den umstrittenen Akzenten der Frömmigkeitspraxis in der BGG gehören laut Reinhard Hempelmann:
  • Das Geistlachen
  • Die "Übertragung von Kraftströmen des Geistes durch wiederholtes Anpusten der Gemeinde."
  • Das "damit verbundene Umfallen unter der Kraft des Geistes"
  • Das "expressive Brechen von Flüchen in Macht demonstrierender Redeweise"
    Nicht selten würde der Eindruck erweckt, als "sei der Heilige Geist eine dem Prediger gefügige Macht, der unter menschlicher Regie das Wunderbare offenbar"
  • Positives Denken als Überlegung der Glaubensbewegung
    R. Hempelmann führt aus: "Die Möglichkeit, daß man mit Hilfe der übernatürlichen Kraft des Heiligen Geistes alle Lebensprobleme in den Griff bekommen kann, wird entsprechend positiv eingeschätzt. Die problematischen Folgen einer solchen Sicht liegen auf der Hand: Die Gebrochenheit des christlichen Lebens wird nicht genügend eingestanden, unaufhebbare Begrenzungen werden unterschätzt, die Flucht in eine unrealistische Traumwelt legt sich angesichts weitgehender Heilungsversprechen nahe."
  • Seesorgepraxis
    R. Hempelmann: "In der Praxis der Seelsorge wird zum Teil ein Verständnis vom Bösen vermittelt, das die schuldhafte Verstrickung des Menschen zurücktreten läßt zugunsten eines Beherrschtwerdens von dämonischen Mächten. Entsprechend geschieht Befreiung weniger durch Vergebung der Sünden als vielmehr durch die Austreibung der Dämonen. Dazu wird nicht selten ein entsprechendes keineswegs biblisches dualistisch geprägtes Weltbild aufgebaut, in dem böse Geister und Mächte so sehr den Menschen bestimmen, daß die geschöpfliche Dimension menschlichen Lebens zurücktritt. Wie die Dynamik des Heiligen Geistes in seinen Äußerungen als sichtbar, greifbar, lokalisierbar verstanden wird, entsprechend meint man auch dämonische Machtwirkungen in Krankheiten, Begrenzungen und zahlreichen »Phänomenen« identifizieren und austreiben zu können, wodurch Menschen schwer belastet werden können. Dabei kann zugleich die perfektionistische Illusion geweckt werden, es sei möglich, sich von der Sünde und den Mächten des Bösen total zu befreien."
  • Evangelisationspraxis
    R: Hempelmann: "Im Zusammenhang ihrer greift die BGG auf Lehren und Methoden geistlicher Kampfführung zurück, in denen eine direkte Konfrontation mit den Mächten des Bösen vorgesehen ist, mit dem Ziel, diese niederzuringen, um damit den Weg für eine vollmächtige Evangelisierung zu bahnen. Das Gebet wird dabei vor allem als Kampfinstrument verstanden. Es ist innerhalb der charismatischen Bewegung mit Recht darauf hingewiesen worden, daß es für solche Praktiken und Lehren keinen biblischen Auftrag gibt (vgl. 1. Kor. 2, 14) und daß sie Ausdruck eines fragwürdigen Machtbewußtseins sind.
  • Hierarchie
    R. Hempelmann: "Ganz entgegen den paulinischen Perspektiven zur charismatischen Gemeinde wird in der BGG die Position der Leitung, des Pastors und der Ältesten herausgehoben. Entsprechend werden Autoritätsverhältnisse und autoritative Vor-und Nachordnungen betont und praktiziert. An die Stelle der abgelehnten Amtshierarchie tritt die Salbungshierarchie. Die Gefahr, daß man sich nicht in die Freiheit des Glaubens, sondern in die Abhängigkeit von Menschen und Gruppen-normen begibt, wird groß."
  • Überzogenes Selbstbewußtsein beim Gemeindeaustritt
    R. Hempelmann: "Beim Austritt oder dem Ausschluß aus der Gemeinde wird das überzogene Selbstbewußtsein vollends deutlich. Einzelne Personen, die mit Kritik die Gemeinde verlassen, werden nach 1. Korinther 5,1 ff unter Gemeindezucht gestellt und aus dem Leib Christi ausgeschlossen, auch dann, wenn sie zur Kenntnis geben, daß sie nicht den Leib Christi, sondern nur diese Gemeinde verlassen wollen. Die BGG nimmt dabei mindestens tendenziell in Anspruch, für den gesamten Leib Christi in Stuttgart zu sprechen."
Quelle:
Reinhard Hempelmann: Licht und Schatten des Erweckungschristentums,
Ausprägungen und Herausforderungen pfingstlich-charismatischer Frömmigkeit,
Stuttgart 1998